94
Die Handelsflotte umfaßt 420 Schiffe (234 Dampfer, 195 Segler),
die Zahl der jährlich ein- und auslaufenden Seeschiffe etwa 4500 mit
einem Tonnengehalt von 3v2 Mill.
Eine hohe Bedeutung hat Bremen als Sitz des »Norddeutschen
Lloyd«, der zweitgrößten Schiffahrtsgesellschaft der Welt.
Die Industrie erstreckt sich auf die Herstellung aller Schiffs-
bedarfsartikel, besonders jedoch auf Tabakverarbeitung. Bremen bildet
den größten Tabaksmarkt Deutschlands.
Bremerhaven ist wichtiger für Bremen als Cuxhaven
für Hamburg. Daher ist auch die Zahl der hier verkehrenden
Seeschiffe verhältnismäßig hoch; sie betrug 1902 3128.
Wilhelmshaven (23 000) macht den Eindruck eines un-
geheuren Kriegsarsenals, dessen Mittelpunkt die Kaiserliche
Werft bildet.
Sie entstand gleichzeitig mit der Anlage des Kriegshafens
(1858 bis 1869) und bildet das Herz des geschäftlichen und
gewerblichen Lebens der Stadt. 5000 bis 6000 Arbeiter, zahl-
reiche Offiziere, Beamte und Ingenieure sind hier ständig be-
schäftigt, und fast alle Geschäftsleute sind von ihrem Erwerb
abhängig.
Die wichtigsten Ostseehäfen.
Kiel (130 000) ist dank seiner vorzüglichen Lage an der
schmalen Kieler Förde leicht zu verteidigen, fast uneinnehmbar
und daher der sicherste Kriegshafen der Welt. Den innersten
schmälsten Teil nimmt der Handelshafen ein, von dem die
regelmäßig nach Dänemark gehenden Postdampfer abfahren.
Die äußerste Bucht, die eigentliche Kieler Förde, bildet den
gewaltigen Reichskriegshafen, der bequem 250 der größten
Kriegsschiffe Platz bietet und infolge seiner Tiefe den größten
Kolossen volle Bewegungsfreiheit gestattet. Wirtschaftliche Be-
deutung hat Kiel ferner als Ausfuhrhafen deutscher Produkte,
wie Holz, Kohlen und vor allem Fische, als Einfuhrhafen
dänischer Erzeugnisse und durch seine Werftanlagen.
Die Kaiserliche Werft mit ihren zahlreichen Gebäuden, mit
Bau- und Ausrüstungsbassin, Schwimmdock und Torpedoboots-
hafen beschäftigt 7000 Arbeiter, die Kruppsche Germania-
werft 2000.
Gesteigert wird die wirtschaftliche Bedeutung von Kiel
noch durch die Lage an der großen Eisenbahn von Paris—
Lüttich—bremen—hamburg—kiel—dänemark—schweden und
an dem Nord-Ostseekanal, der inmitten der Förde bei Holtenau
beginnt.
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Extrahierte Ortsnamen: Bremen Deutschlands Bremerhaven Bremen Hamburg Wilhelmshaven Dänemark Kiel Kiel Holtenau
— T5° —
Australien und Europa (Marseille, Antwerpen, London). Zu ihrem
Schutze sowie zur Sicherung seines Interessenbereiches auf dem Fest-
lande (Korea und Mandschurei) baute es seine Kriegsflotte immer
mehr aus, so daß es nach Vernichtung der russischen Flotte un-
bestritten als erste Seemacht im Großen Ozean angesehen werden muß.
Den bedeutendsten Handelsverkehr hat Jokohama, der Hafen
von Tokio; von ihm aus werden besonders Seide und Tee ausgeführt.
An Bedeutung folgen Kobe mit großer Reisausfuhr und Nagasaki,
das hauptsächlich die Beziehungen zu China pflegt. Zu erwähnen
sind ferner der Hafen Hakodate und die Binnenhandelsplätze
Tokio und Osaka. Hauptstapelplatz für die südliche Mandschurei
ist nicht mehr das chinesische Niu-tschwang, sondern der japanische
Hafen Tairen (das früher russische Daini). — Stelle die Gegenstände
der Ausfuhr zusammen! (1906: 890 Mill. M — zwei Fünftel entfallen
auf Rohseide und Seidenwaren!) Die Einfuhr (1906: 879 Mill. M)
besteht in Baumwolle und Baumwollwaren, Petroleum, Zucker,
Eisen, Stahl und Stahlwaren, Waffen, Maschinen, Reis, Wolle, Woll-
waren, Dünger, Wein, Nahrungsmitteln und Chemikalien, Dampf-
kesseln, Lokomotiven und Eisenbahnwagen. Die meisten Waren
gehen nach der Union. Deutschland sendet nach Japan das
Doppelte bis Dreifache von dem, was es daher empfängt. Ausfuhr
nach Deutschland: Kupfer, Reis und Seidenwaren, 1906 insgesamt
für 26 Mill. M; Einfuhr von Deutschland: Zucker, Wollwaren, Anilin-
farben, Papier, Schiffe, Eisenwaren für 88 Mill. M.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Marseille Antwerpen London Korea Tokio China Tokio Osaka Petroleum Deutschland Japan Deutschland Deutschland
368
Ich befand mich, so erzählt der spätere Konteradmiral Werner, als
Flaggleutnant auf der „Gefion". Bei unserer Kreuztour kamen wir auch
nach Rio de Janeiro und wurden, wie dies bei Besuch ausländischer Häfen
durch Kriegsschiffe allgemein Sitte ist, von den Spitzen der Behörden zu
Festlichkeiten eingeladen. Bei einem feierlichen Mittagessen hatte ich das
Vergnügen, einen hohen, reich mit Orden geschmückten Regierungsbeamten
als Tischnachbar zu bekommen, mit dem ich mich auf das angenehmste
unterhielt. Plötzlich wurde meinem patriotischen Stolze ein bedeutender
Dämpfer aufgesetzt, als jener im Laufe des Gespräches die Frage an mich
richtete: „Sagen Sie einmal, verehrter Herr, liegt Preußen eigentlich in
Hamburg?"
Zuerst schaute ich ihn ganz verblüfft an; da ich aber bemerkte, daß
er in vollem Ernste sprach und mir zugleich einfiel, daß man an
brasilianische Regierungsbeamte nicht den Maßstab allgemeiner Bildung
legen könne wie an deutsche, so erwiderte ich ebenso vertraulich: „Nun,
nicht gerade darin, aber ganz nahe bei."
Das Gespräch war damals für unsere deutschen Verhältnisse charakte-
ristisch; Hamburg kannte man in Brasilien sehr gut, seine Schiffe erschienen
häufig genug in den dortigen Häfen, und auch von Bremen wußte man
etwas, aber von Preußen und dem übrigen Deutschland selbst in den ge-
bildeten Kreisen wenig oder nichts; seine Handelsschiffe kamen damals
nicht über das Mittelmeer hinaus. Wie hat sich das in den 50 Jahren
geändert! Wo gibt es ein Land, und läge es im fernsten Winkel der
Erde, in dem jetzt nicht die deutsche Flagge gekannt, geachtet und gefürchtet
wäre? Dank unserer Flotte weiß man jetzt, daß Deutschland die Macht
besitzt und gewillt ist, seine Flagge und seine Untertanen zu schützen und
vor jeder Unbill zu bewahren.
Mit dem Jahre 1864 fiel mit Holstein der Hafen von Kiel, der
sicherste, geräumigste und tiefste der Ostsee, an Preußen, und nach und nach
wurde auch der Kriegshafen am Jadebusen, den Preußen schon seit 1854
besaß, ausgebaut. Als Preußen auf den böhmischen Schlachtfeldern die
Einigung Norddeutschlands errungen hatte, da brachte es dem Nord-
deutschen Bunde eine Marine als Morgengabe mit, die bereits der dänischen
überlegen war.
Aber der neue Bund überzeugte sich bald, daß diese Macht noch
lange nicht ausreichend war, um unsere Küsten gegen feindliche Landungen
und Blockaden sowie unsern Seehandel genügend zu schützen, und beschloß
daher, ungesäumt ihre Vergrößerung zu veranlassen.
Als 1870 der ftanzösische Krieg ausbrach, durfte zwar die deutsche
Marine den vierfach überlegenen Blockadeflotten Frankreichs nicht in offener
See begegnen, aber sie verhinderte doch jede feindliche Landung und Brand-
schatzung unserer Küstenstädte.
Nach dem Frieden waren Wilhelmshaven und Kiel zur Aufnahme und
Reparatur der großen Schiffe fertig geworden, und das Deutsche Reich,
das die Marine übernahm, sorgte dafür, daß mit der Vergrößerung der
Flotte energisch vorgegangen wurde.
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Extrahierte Personennamen: Werner
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Hamburg Brasilien Deutschland Deutschland Holstein Kiel Ostsee Norddeutschlands Frankreichs Wilhelmshaven
371
gesetzt waren, hatten sie ihre Faktoreien in das unabhängige Togoland
verlegt, wo ihre Waren steuerfrei aus- und eingingen. Natürlich wurden
die Engländer durch die Umgehung ihres Zollgebietes erheblich geschädigt,
und sie hetzten daher die Häuptlinge im Togolande gegen die Deutschen
auf. Gerade zur rechten Zeit erschien Dr. Nachtigal an Bord der „Möwe"
und schloß am 5. Juli 1884 mit dem Könige von Togo ein Schutz- und
Trutzbündnis ab. Zum erstenmal wurde auf afrikanischem Boden, an der
Sklavenküste, die deutsche Kriegsflagge feierlich aufgezogen.
Das nächste Ziel Nachtigals war Kamerun, wo Hamburger Kauf-
leute Niederlassungen angelegt und ihren Handel zum bedeutendsten des
ganzen Gebietes gestaltet hatten. Auch hier war es höchste Zeit, daß
die „Möwe" anlangte und daß mit den Negern bindende Verträge abge-
schlossen wurden. Denn jeden Augenblick erwartete man die Ankunft eines
britischen Beamten, der die Schutzherrschaft seines Landes verkünden sollte.
Tatsächlich traf ein solcher zwei Tage später als Nachtigal ein, freilich
nur, um zu erfahren, daß er zu spät gekommen sei. Später, 1885,
wurde die Süd- und Nordgrenze des neuen Schutzgebietes nach langen
Verhandlungen mit Frankreich und England bestimmt und gleichzeitig ein
zusammenhängender Küstenstreifen für Deutschland gewonnen. Weil die
in Kamerun ansässigen Kaufleute ebensowenig wie die in Togo die Aus-
übung der Oberhoheit und Verwaltung und die damit verbundenen Kosten
übernehmen wollten, so erhielten beide Kolonien einen Kaiserlichen Gou-
verneur und wurden Reichskolonien.
An der Ostküste Afrikas, vornehmlich im Gebiet des Sultans von
Sansibar, war der deutsche Handel seit den 40er Jahren ebenfalls der
herrschende geworden und übertraf 1874, als der damalige Sultan sein
Land vergeblich unter deutschen Schutz zu stellen suchte, den englischen
Handel um das dreifache. Um ihn noch mehr zu sichern, trat Dr. Karl
Peters, der Sohn eines Pfarrers aus Neuhaus in Hannover, im
April 1884 mit mehreren gleichgesinnten Männern in Berlin zu einer
Gesellschaft zusammen, die sich entschloß, als erste deutsche Gesellschaft
praktische Kolonialpolitik zu treiben, noch ehe die Besitznahme Angra
Pequenas erfolgt war. Sie bereitete in der Stille die Erwerbung Ost-
afrikas vor, und Dr. Peters, Referendar Jühlke, Graf Pfeil und Kauf-
mann Otto reisten unter falschen Namen nach Sansibar ab und drangen
aus diese Weise unbehelligt ins Hinterland ein. Dort schlossen sie in
überraschend kurzer Zeit mit den Beherrschern des Hinterlandes von
Sansibar Verträge ab und gewannen so ein ausgedehntes Gebiet. Peters
kehrte eilends nach Hause zurück und erhielt für seine Gesellschaft am
27. Februar 1885 einen kaiserlichen Schutzbrief, den ersten, den die deutsche
Geschichte kennt. Doch auch in Ostafrika machte sich der feindliche Einfluß
der Engländer geltend. Nachdem aber der Sultan durch den unerwarteten
Anblick eines aus acht Kriegsschiffen bestehenden Geschwaders vor Sansibar
die Macht des Deutschen Reichs fürchten gelernt hatte, erkannte er den
kaiserlichen Schutzbrief an, räumte obendrein der Deutsch-afrikanischen
Gesellschaft den sehr brauchbaren Hafen von Dar-es-Salaam ein und
24*
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Extrahierte Personennamen: Karl
Peters Karl Angra
Pequenas Peters Jühlke Otto Peters
Extrahierte Ortsnamen: Togo Kamerun Frankreich England Deutschland Kamerun Togo Afrikas Sansibar Neuhaus Hannover Berlin Sansibar Sansibar Ostafrika Sansibar Dar-es-Salaam
373
Der Samoa-Archipel war wegen seiner zentralen Lage inmitten der
Inseln des Stillen Ozeans und wegen der üppigen Fruchtbarkeit des Bodens
der Ausgangspunkt und der Hauptsitz der größten kaufmännischen Unter-
nehmung jenes Gebietes, der Deutschen Handels- und Plantagengesell-
schaft für die Südsee, geworden. Der deutsche Handel war der älteste und
bedeutendste und der deutsche Besitzstand an Ländereien der ausgedehnteste und
bestentwickelte des Gebietes. Leider hatte das Reich den rechten Zeit-
punkt für die Besitzergreifung versäumt. England und Amerika dagegen
betrieben die Erwerbung dieser Inselgruppen auf das eifrigste und nutzten
zu diesem Zwecke die Zwistigkeiten aus, die von jeher unter den Ein-
geborenen herrschten. Deutsche Kriegsschiffe wurden nach Samoa gesandt.
Ein furchtbarer Orkan zerschellte im März des Jahres 1889 die deutschen
Kriegsschiffe „Adler" und „Eber" nebst zwei amerikanischen Kriegsschiffen
an den Korallenriffen des Hafens von Apia, und 95 deutsche und 50 ameri-
kanische Seeleute fanden dabei ihren Tod in den Wellen. Wegen der
gegenseitigen Eifersucht Englands, Amerikas und Deutschlands waren alle
Versuche, geordnete Zustände auf den Inseln herbeizuführen, vergeblich,
bis endlich im Jahre 1900 die Inseln geteilt wurden. Deutschland er-
hielt die beiden größten Inseln mit dem Hafen Apia, sowie die anliegenden
kleineren Inseln.
Bereits vor der Teilung Samoas hatte das Deutsche Reich auch in
China festen Fuß gefaßt. Und das war auch sehr notwendig. Der
deutsch - chinesische Handel hat sich in den letzten Jahrzehnten verdreifacht
und folgt heute unmittelbar, wenn auch in weitem Abstande, hinter dem
englischen. Die zunehmende Ausdehnung des Handels machte ferner seit
Jahren die dauernde Anwesenheit eines schützenden Kriegsgeschwaders
in den ostchinesischen Gewässern zur Notwendigkeit. Die Kriegsschiffe
brauchen aber ebenso wie die Handelsschiffe einen Zufluchtsort, in dem
sie ausgerüstet und ausgebessert werden, Kohlen und Lebensmittel
einnehmen oder Unterschlupf finden und dadurch ihre Schlagfertigkeil ver-
doppeln können. Bereits im Jahre 1870 wies der berühmte Erforscher
Chinas, Freiherr von Richthofen, auf die Kiautschou - Bucht hin, deren
große Vorzüge er klar erkannte, und seit dem Sommer 1897 war die
deutsche Regierung fest entschlossen, die Erwerbung der Kiautschou-Bucht
mit aller Kraft zu erstreben. Im November 1897 wurden in der
chinesischen Provinz Schantnng bei einer’ von den Behörden Chinas ge-
duldeten Aufhetzung zwei deutsche Missionare von einer aufgereizten
Volksmenge ermordet, während ein dritter durch Zufall dem Tode entging.
Da erschienen noch in demselben Monate plötzlich und unerwartet drei
deutsche Kriegsschiffe vor der Kiautschou - Bucht und besetzten die Bucht,
ohne seitens der Besatzung den geringsten Widerstand zu finden. Noch
an demselben Tage wurde, nachdem die chinesischen Truppen abgerückt
waren, unter dreimaligem Hurra die deutsche Flagge gehißt. Zum Zeichen,
daß Deutschland gesonnen war, die eben errungene Stellung unter allen
Umständen festzuhalten, wurde fast die gesamte Marineinfanterie und ein
Panzergeschwader unter dem Oberbefehle des Prinzen Heinrich nach
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Extrahierte Personennamen: Apia Freiherr_von_Richthofen Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: England Amerika Samoa Englands Amerikas Deutschlands Deutschland Deutsche_Reich China Chinas Chinas Deutschland
222
97. Pom Norddeutschen Lloyd.
Es war am 24. September 1707, als Papin auf einem nach seinen
Angaben gebauten Ruderschiff, bei dem der Wafferdampf als bewegende
Kraft benutzt wurde, auf der Fulda von Kassel nach Münden fuhr.
Papin wollte mit seinem Schiffe nach England übersetzen, allein bei
Münden zerstörten ihm die dortigen Schiffer sein Fahrzeug; dies Miß-
geschick entmutigte Papin so sehr, daß er alle weiteren Bemühungen,
das Segel- und Ruderschiff durch das Dampfschiff zu verdrängen, aufgab.
Gerade 100 Jahre später gelang es dem Amerikaner Fulton, ein Dampf-
schiff zu bauen, das den Hudson von Neuyork bis Albany mit der Ge-
schwindigkeit von 5 englischen Meilen befuhr. Damit begann die eigentliche
Dampfschiffahrt. Einige Jahre später wurde die Neuerung auf Europa
übertragen, und 1820 zählte England 35 Dampfschiffe, 1836 schon 388.
In Deutschland wurden die ersten Dampfer 1818 in Gang gesetzt, auf
der Weser von Bremen nach Vegesack, auf der Spree und auf dem
Rheine. Im nächsten Jahre durchfuhr zum ersten Male ein Dampfschiff
den Atlantischen Ozean, die „Savannah", welche von dem Hafen gleichen
Namens in 26 Tagen nach Liverpool und von da nach Stockholm und
Kronstadt fuhr. Regelmäßige überseeische Linien wurden erst 20 Jahre
später ins Leben gerufen. Der Einrichtung der ozeanischen Linien kam
insbesondere die Verwendung der Schiffsschraube als Motor an Stelle des
Rades zustatten. Im Jahre 1847 verließ das erste Dampfschiff Bremen,
um nach Neuyork zu fahren.
Zehn Jahre später, 1857, wurde der Norddeutsche Lloyd in Bremen
gegründet. Die Gesellschaft verfolgte den Zweck, „regelmäßige Dampf-
schiffsverbindungen mit europäischen und transatlantischen Ländern herzu-
stellen". Diesem Zwecke dient eine gewaltige Flotte, die im Jahre 1907
133 Seedampfer, 61 Flußdampfer und 217 Leichterfahrzeuge und Kohlen-
prähme umfaßte. Mit Hilfe dieser Flotte betreibt der Norddeutsche Lloyd
gegenwärtig 39 Schiffahrtslinien, nämlich 5 Linien nach Nordamerika, 4 nach
Südamerika, 1 nach Kuba, 1 nach Ostasicn, 2 nach Australien, 1 Zweig-
linie im Anschluß an die ostasiatische Hauptlinie, 2 Linien im Mittel-
ländischen Meer, 15 Zweiglinien im Küsten- und Jnseldienst des Ostens und
8 europäische Linien. Außerdem gehört zum Betriebe der Gesellschaft eine um-
fangreiche Flußschiffahrt auf der Weser. Die Zahl der vom Lloyd beschäf-
tigten Personen beläuft sich auf 12000 Mann Besatzung und 4000 sonstige
Angestellte und Werkstattarbeiter, insgesamt also auf 16000 Personen, worin
die unübersehbare Zahl der Ladungsarbeiter (mehr als 6000) in den verschie-
denen Häfen nicht berücksichtigt ist. Bis Ende 1910 wurden auf den Schiffen
des Norddeutschen Lloyd über 8x/2 Millionen Personen befördert. Der Ver-
brauch an Kohlen betrug 1907 33 Millionen M, an Proviant 18 Mill. M-
Die Schiffe des Norddeutschen Lloyds sind es vor allem, auf die
sich das Auge des Fremden richtet, der an den drei mächtigen Hafenbassins,
die Bremen sich in seiner Hafenstadt Bremerhaven gebaut hat, entlang wandert.
Stets liegen einige dieser Kolosse im Hafen, einige sind eben angekommen,
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Extrahierte Ortsnamen: Fulda Kassel England Neuyork Albany Europa England Deutschland Bremen Vegesack Rheine Liverpool Stockholm Kronstadt Neuyork Norddeutsche_Lloyd Bremen Nordamerika Südamerika Kuba Ostasicn Australien Norddeutschen_Lloyd Bremen Bremerhaven
367
durch ganz Deutschland ein Schrei der Entrüstung über unsere Wehr-
losigkeit zur See, und das Volk forderte ungestüm eine Flotte. Dieser
so kräftig ausgesprochene Wille fand auch Ausdruck in dem Ankäufe einer
Anzahl von Raddampfern, die man zu Kriegsschiffen umzuwandeln suchte,
sowie in dem Bau einer Reihe hölzerner Ruderkanonenboote zum Schutze
unserer Küste.
So entstand in den Jahren 1848 bis 1849 die „deutsche Flotte",
wie das bunt zusammengewürfelte Material vom Volke in patriotischem
Stolze genannt wurde. Aber die neue Schöpfung trug gleich bei Beginn
den Keim der Auflösung in sich. Nichts fordert gebieterischer eine völlige
Einheit des Willens und der Führung als eine Flotte, und ohne einen
mächtigen deutschen Kaiser oder eine ebenso kraftvolle Zentralgewalt war eine
Seewehr, wenn sie nicht ein bloßes Schaugepränge sein sollte, undenkbar.
Ihr schmachvolles Ende unter dem Hammer wenige Jahre später
war deshalb eine natürliche Folge dieses Fehlgriffes. Nur Preußen be-
wahrte sich einen schwachen Kern, aus dem sich zuerst langsam, dann mit
immer schnelleren Schritten unsere heutige Reichsmarine entwickelte.
Der Traum, der vor mehr als einem halben Jahrhundert den
Vaterlandsfteunden vorschwebte, damals aber wieder in ein Nichts zerfloß,
ist jetzt zur Wirklichkeit geworden. Wir sind nicht mehr wehrlos zur See,
unsere langgestreckten Küsten sind gegen feindliche Angriffe gesichert, und
wenn wir uns auch den beiden großen Seemächten England und Frankreich
nicht ebenbürtig zur Seite stellen können, so müssen sie doch schon mit der
deutschen Flotte ernst rechnen, und sie fühlen, daß ihnen in Deutschland
schnell ein Nebenbuhler erwächst, der sich anschickt, mit ihnen sich in die
Herrschaft des Meeres zu teilen.
Preußen hatte getan, was in seinen Kräften stand, um seine be-
scheidene Marine zu vergrößern. Doch bestand sein ganzer Reichtum am
Schluffe des Jahres 1863 aus zwei fertigen und einer im Bau be-
griffenen Kreuzerfregatte, 2 Raddampfern, 6 größeren und 15 kleineren
Booten und einem Schraubenaviso. Marinen dritten Ranges, wie z. B.
Dänemark, waren Preußen also wett überlegen.
Trotz seiner beengten Geldmtttel ließ es aber Preußen nicht nur dabei
bewenden, allmählich den Bestand seiner leistungsfähigen Kriegsschiffe zu
vermehren, sondern scheute auch nicht die Kosten, die vorhandenen in alle
Meere zu entsenden, um den fremden Völkern die neuerstandene preußische
Kriegsflagge zu zeigen. Wie angebracht das war, erhellt aus dem nach-
stehenden Vorfalle aus dem Jahre 1862.
Bei Auflösung der „deutschen Flotte" war von Preußen die Fregatte
„Gefion" übernommen worden. Diese schickte es in Begleitung der
kleinen Korvette „Amazone" und dem Transportschiffe „Merkur" aus,
um einige 20 überseeische Häfen zu besuchen. Sett fast 200 Jahren,
d. h. seit den Zeiten des Großen Kurfürsten, waren dies die ersten deutschen
Kriegsschiffe, die sich auf dem Ozean zeigten, wenngleich der rote branden-
burgische Adler in der Flagge sich inzwischen in den schwarzen preußischen
verwandelt hatte.
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TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: B.
Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Frankreich Deutschland
369
Im Laufe der siebziger Jahre entstand eine Reihe stattlicher Schlacht-
schiffe. Genügt ihre Zahl auch zum Küstenschutz und zur Verteidigung,
so darf doch nicht vergessen werden, daß es sich im Kriege auch darum
handelt, angriffsweise vorzugehen, und daß man dazu schwerer Schlacht-
schiffe bedarf. Weiter ist Deutschland mit Hilfe der Marine in den letzten
Jahrzehnten in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten, und unsere
Kolonien umfassen viele Tausende von Quadratmeilen. Zu ihrem Schutze
muß auch die Kreuzerflotte vermehrt werden, und ebenso fordert dies die
wachsende Ausbreitung unseres Seehandels. Von Jahr zu Jahr kommen
wir den beiden Staaten, die uns im Seehandel noch voraussehen, Eng-
land und Amerika, näher; bereits haben deutsche Dampferlinien ein großes
Verkehrsnetz über alle Gewässer der Erde gebreitet.
Unser Kaiser hat aus all diesen Verhältnissen erkannt, wie notwendig
Deutschland eine seiner Stellung entsprechenden Flotte bedarf, und tritt
warm für sie ein. Seine gewichtigen Aussprüche „Unsere Zukunft liegt
auf dem Waffer" und „Bitter not tut uns eine starke deutsche Flotte"
fanden so großen Beifall bei dem deutschen Volke, daß alle Bedenken
schwanden und die neue Flottenvorlage Anfang 1900 vom Reichstag an-
genommen wurde. Danach soll unsere Flotte innerhalb der nächsten
16 Jahre ungefähr verdoppelt werden. Sie wird dann aus 4 Geschwadern
zu je acht kriegstüchtigen Linienschiffen nebst den dazu gehörigen Schiffen
— zu jedem Geschwader gehören 1 Kommandoschiff, 2 Reserveschiffe, sowie
12 größere und 30 kleinere Kreuzer — bestehen
Wie heldenhaft der Geist ist, der die Offiziere und Mannschaften
unserer jungen Marine beseelt, das hat sich oft schon gezeigt, am
bewunderungswürdigsten beim Untergange des Kanonenbootes Iltis im
Jahre 1896. Als das Schiff in einem jener gefährlichen Wirbelstürme,
die in den chinesischen Gewässern nicht selten wüten, auf einem Felsen
nahe dem Kap Schantuug scheiterte, da brachte, auf der Kommandobrücke
stehend, der Kommandant Kapitänleutnant Braun angesichts des Todes
ein dreimaliges Hurra auf den Kaiser aus, in das die Besatzung, die
auf das Hinterdeck geflüchtet war, donnernd einstimmte. Dann war er
verschwunden, eine überbrechende See hatte ihn mit sich in die Tiefe ge-
nommen. Nun aber stimmten die Mannschaften das Lied von der „Flagge
schwarz, weiß, rot" an. Kaum war der zweite Vers verklungen, da er-
tönte ein letzter, furchtbarer Schrei durch die Nacht. Das Hinterschiff war
gekentert und begrub die auf ihm Weilenden unter seinen Trümmern. Von
der Besatzung waren sämtliche Offiziere und 71 Mann ins Wellengrab
gesunken, nur elf konnten gerettet werden. Nach R. Wem».
158. Pie Erwerbung der deutschen Kolonien.
Seit der Begründung des neuen Deutschen Reiches hat kein Ereignis
der Geschichte innerhalb und außerhalb unseres Vaterlandes solches Auf-
sehen erregt als die Erwerbung deutscher Kolonien. Was die einen lauge
wünschten und erstrebten, die anderen zaudernd und vorsichtig erwogen
Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. Nllg. Teil. 24
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Amerika Deutschland
372
schloß einen für Deutschland günstigen Handelsvertrag ab. Die Zukunft
dieser ostasrikanischen Kolonie erschien demnach gesichert. Da fegte ein
furchtbarer Ausstand der Araber die Schöpfungen der Deutsch-afrikanischen
Gesellschaft rm Nu hinweg. Der berühmte Durchwanderer des schwarzen
Erdteils, Hermann von Wissmann, wurde mit der Zurückeroberung des
verlorenen Gebietes beauftragt. Kaum war aber der Feldzug siegreich
beendet, als der deutsch-englische Vertrag vom 1. Juli 1890 abgeschlossen
wurde. Nach diesem Vettrage wurden den Engländern das Königreich
Uganda, das Sultanat Witu und die Somaliküste überlassen; außerdem
verzichteten wir ans die Inseln Sansibar und Pemba. Wir erhielten den
Raum vom Indischen Ozean bis zu den großen Seen im Innern Afrikas
und vom Ruwuma bis zum Kilimandjaro; außerdem ging die Insel
Helgoland in den Besitz des Deutschen Reiches über. Da der Araber-
ausstand gelehrt hatte, daß nur das Reich die Aufrechterhaltung der
Ordnung zu gewährleisten vermochte, so wurde Deutsch-Ostafrika zur
Reichskolonie erklärt.
Auch in den fernen Gewässern des Stillen Ozeans erwarb Deutsch-
land Kolonien. Bereits 1878 und 1879 wurden auf dem Samoa-,
Marschall- und Nenbritannia-Archipel mehrere Kohlenstationen errichtet.
Später tras eine Kolonisationsgesellschaft, die Neuguinea-Kompagnie, Vor-
bereitungen zur Ausschickung einer Expedition, die im Oktober 1884 unter
Führung des Reisenden Otto Finsch aus der Nordostküste Neuguineas
sowie im Nenbritannia - Archipel die schwarz-wciß-rote Flagge hißte.
Selbstverständlich waren auch bald die Engländer zur Stelle, die den
Deutschen Schwierigkeiten in den Weg legten. Doch gelang es dem
Fürsten Bismarck, diese Hindernisse aus dem Wege zu räumen. Ein mit
England geschlossener Vergleich setzte die Grenzen von Deutsch-Neuguinea
oder Kaiser-Wilhelmsland fest und erweiterte den deutschen Macht-
bereich über den Neubritannia-Archipel, der fortan den Namen Bismarck-
Archipel führte, bis zu den Marschall-Jnseln, die 1885 besetzt wurden.
Die Neuguinea-Gesellschaft erhielt ebenfalls einen kaiserlichen Schutzbrief
und ausgedehnte Hoheitsrechte und vergrößerte sehr bald ihr Gebiet durcb
Einverleibung der nordwestlichen Salomonen.
Als deutsche Kriegsschiffe 1885 die ebenfalls unserem Interessen-
gebiete zugefallenen und als herrenlos geltenden Karolinen in Besitz
nehmen wollten, machten die Spanier plötzlich ältere Rechte geltend und
erhoben ein lautes Geschrei, und der Pöbel verursachte gröbliche Aus-
schreitungen gegen die deutsche Gesandtschaft in Madrid. In Deutschland
faßte man den Streit sehr ruhig auf, und Fürst Bisinarck erklärte sich,
nachdem er für die der deutschen Gesandtschaft in Madrid zugefügte Be-
leidigung Genugtuung erhalten hatte, bereit, den Vermittelungsvorschlag des
Vapstes Leo Xiii. anzunehmen. Die Entscheidung fiel in der Weise aus, daß
die Oberhoheit Spaniens über die Karolinen anerkannt wurde. Doch sollte
der Tag erscheinen, an dem die Spanier die Karolinen dennoch an das
Reich abtraten. Nachdem nämlich Spanien in dem Kriege mit Nordamerika
besiegt worden war, verkaufte es die Karolinen an Deutschland.
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Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Wissmann Otto Bismarck Leo_Xiii Leo
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Uganda Sansibar Pemba Afrikas Ruwuma Helgoland Deutsch-Ostafrika Marschall- Nordostküste_Neuguineas Nenbritannia Madrid Deutschland Madrid Spaniens Spanien Nordamerika Deutschland
Iii. Unsere Marine
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werden bald an Land, bald an Bord verwendet, bald auf dein einen Schiff,
bald auf dem andern. Länger als drei Jahre befindet sich ein Seeoffizier
beinahe nie in demselben Kommando, meistens aber nur kürzere Zeit. Line
Ausnahme bilden da naturgemäß Offiziere in den höchsten Stellungen,
wie z. B. der Staatssekretär des Reichsmarineamts und andere.
In der Kriegszeit tritt naturgemäß die Verwaltung mehr zurück, aber
um so größere Anstrengungen müssen die lverften und alle andern ein-
schlägigen Werke machen, um alles, was zur Instandsetzung und Reparatur,
ferner zum Neubau von Schiffen und Fahrzeugen gehört, auf der chöhe
zu halten. Man sieht, daß der Tätigkeitsbereich des Reichsmarineamts
von gewaltigem Umfang ist.
Der Admiralstab der Marine soll wie der Generalstab der Armee die
eigentliche Kriegstätigkeit der Flotte vorbereiten. Im Admiralstabe werden
jdläne für alle denkbaren Möglichkeiten eines Krieges ausgearbeitet, nicht
als unfehlbare Rezepte für den Sieg, sondern um diese ungeheuer wichtigen
Fragen während der Friedenszeit in Muße zu studieren und sich über alle
Einzelheiten klar zu werden. Um alles so vorzubereiten ferner, daß man
sich bei Ausbruch eines Krieges nicht mehr zu fragen braucht: was sollen wir
tun, wie sollen wir unsere Streitkräfte verwenden, sondern daß das alles
schon längst überlegt und geklärt worden ist. Dazu gehört aber lange ge-
duldige Friedensarbeit und Verwertung der Erfahrungen, welche während
der Friedensmanöver und anderer Übungen der Flotte und der Küsten-
verteidigung gemacht worden sind.
Von besonderer Bedeutung für die Arbeiten des Admiralstabs ist auch
die ganz genaue Kenntnis der fremden Marinen: ihrer Stärke, ihrer Aus-
bildung, ihrer Taktik und womöglich auch der Art, wie sie in einem etwaigen
Kriege mit Deutschland vorgehen würden. Je genauer man das weiß, desto
besser kann man sich auf den Krieg vorbereiten, desto weniger durch das
Vorgehen des Feindes im Kriege überrascht werden. Der Admiralstab
hält alle seine Arbeiten sorgfältig geheim, denn gerade aus ihnen könnten
fremde Marinen vieles lernen, was ihnen nützlich und damit uns schädlich
und gefährlich wäre. Der Admiralstab muß eng mit dem Reichsmarineamt
zusammenarbeiten, denn ihre Arbeitsgebiete greifen vielfach übereinander.
Wenn der Admiralstab z. B. nach den Erfahrungen der Flottenmanöver
zur Überzeugung gekommen ist, daß eine neue Geschwadergliederung oder
die Einführung eines größeren Geschützkalibers notwendig sei, so muß er
sich darüber mit dem Reichsmarineamt verständigen, denn dieses baut ja
die Schiffe, legt ihren Typ fest und bestellt die Kanonen bei Krupp.
Die Landorganisation der Marine gruppiert sich in der Hauptsache
um die beiden Marinestationskommandos in Wilhelmshaven und in Kiel.
Die Ehefs dieser beiden Kommandos sind Admirale. Außerdem und unter
ihnen gibt es eine Anzahl von Inspekteuren: der Schiffsartillerie, der Küsten-
artillerie, des Bildungswesens der Marine, des Torpedowesens, des Minen-
wesens, der Depots usw. Alles ist sorgfältig gegliedert, und ebenso steht alles
in Zusammenhang miteinander. Die einzelnen Teile und Behörden müssen
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